Gegensätze

 

Immer wieder werde ich hier von den vielen Gegensätzen überrascht. Die wunderschönen Landschaften, dessen Bild durch den vielen Müll zerstört wird, der hier einfach immer und überall einfach auf den Boden geworfen wird. Die Hilfsbereitschaft und die Gastfreundlichkeit der Menschen auf der einen Seite, auf der anderen Seite der temperamentvolle Umgang untereinander. Das schnelle und laute Treiben auf den Straßen, das überhaupt nicht die Gelassenheit der Menschen widerspiegelt. Die Verklemmtheit, wenn über das Thema Liebe gesprochen wird. Allerdings ist eine Hochzeit mir 15 Jahren oder ein Kind mit bereits 14 Jahren nichts Ungewöhnliches. So respektvoll die Männer hier gegenüber Frauen sind, so selbstsicher und machomäßig verhalten sie sich jedoch. Doch wo die Gegensätze wohl am meisten zum Vorschein kommen ist die Hauptstadt Managua, ein Ort, an dem zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinanderprallen.

 

Um mir eine neue Jeans zu kaufen bin ich letztes Wochenende nach Managua in ein Einkaufszentrum gefahren, da es wirklich schwer ist hier in Granada eine Passende zu finden. Als ich zum ersten Mal mit dem Bus durch Managua gefahren bin, habe ich versucht mit großen Augen so viele Eindrücke wie nur möglich aufzusaugen und in meinem Kopf zu sortieren. Hier trifft Arm auf Reich, die Hochhäuser der Bankzentren ragen prächtig über den einfachen Hütten aus Wellblech und Lehm heraus. An der Ampel laufen Kinder auf und ab, um ein bisschen Geld für Essen zu ergattern, ein Mann putzt für ein lächerliches Trinkgeld die Scheibe des dicken BMWs und eine Verkäuferin versucht lauthals ihre Wahre loszuwerden, bevor die Ampel auf Grün schaltet und die Autos weiterfahren.

 

Noch vor vier Monaten wäre ich wie selbstverständlich durch das große Einkaufszentrum gelaufen. Doch jetzt war es auch für mich wie eine andere Welt. All die Läden mit den leuchtenden Schaufenstern, überall Plakate, die die Menschen anwerben ihre Luxusartikel zu kaufen. Nur vereinzelt sind andere Menschen zu sehen. Ich habe mich an das einfache Leben so gewöhnt, dass für mich alles so ungewohnt erscheint. Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit, als ich einen Laden betrete. Schnell suche ich mir eine Hose, bezahle sie und verlasse den Laden wieder, ohne auch nur einen Blick auf die anderen Sachen zu werfen.

Ich frage mich, ob wir den Luxus wirklich brauchen und mir wird bewusst, wie schnell ich mich an das Leben ohne gewöhnt habe. Und ich bin mir sicher, dass der Druck, immer der Bessere zu sein, immer ein bisschen mehr zu besitzen, als die Anderen, immer ein größeres Auto oder das neuere Handy zu haben, der ständige Vergleich, sicher nicht glücklich macht. Draußen werde ich schnell wieder von der Realität der Armut eingeholt. Ich bin jeden Tag aufs Neue dankbar im wohlgenährten Deutschland geboren worden zu sein und gleichzeitig macht sich in mir ein schlechtes Gewissen breit. Wo bleibt die Gerechtigkeit? Warum hatte ich das Glück und der Junge, der am Straßenrand sitzt und mit ein paar Bällen jongliert, um etwas Geld zu verdienen, nicht?  Warum haben wir alles und noch viel mehr, was man zum Leben braucht und die meisten Menschen hier nur das Nötigste? Fragen, die mir immer wieder in den Sinn kommen und auf die ich nie eine Antwort finden werde.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Gerstlacher Erwin (Donnerstag, 30 März 2017 21:26)

    Du beschreibst in deinem Bericht das größte Problem unserer Gesellschaft. Die Unzufriedenheit. Aber nicht jeder kann die Gegensätze so wahrnehmen wie du gerade. Bei uns sieht man nur den Anderen.Was hat er mehr als ich? Dabei ist es uns noch nie besser gegangen als bisher.
    Ich wünsch dir weiterhin alles gute.

  • #2

    sex telefony (Freitag, 13 Oktober 2017 14:35)

    trząść

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