Ein Abschied für immer!?

 

Mit meiner Freundin zusammen bin ich für zwei Wochen quer durchs Land gereist. Begonnen haben wir auf der „Isla de Ometepe“, eine tropische Insel im Nicaragua See, die aus zwei Vulkanen besteht. Nach der Überfahrt mit der Fähre sollten uns dort einige Abenteuer erwarten. Eine Tour mit dem Roller, um die Insel zu erkunden. Eine Tour im Kayak auf einem Fluss, bei der wir viele Tiere, unter anderem auch Kaimane, gesehen haben. Eine Wanderung durch den Regenwald hinauf zu einem 40 Meter hohem Wasserfall. Nach vier Tagen beeindruckender Natur sind wir weiter nach Leon, um ein bisschen die Stadt zu erkunden, aber vor allem, um den aktiven Vulkan Telica zu besteigen. Mit einem Guide haben wir uns mit Zelt, Isomate, Schlafsack und viel Wasser bewaffnet auf den Weg gemacht. Mit einem Geländewagen sind wir weit nach oben gefahren, um das letzte Stück zu Fuß zu bewältigen. Schon auf dem Weg stiegen die schwefligen Dämpfe in die Nase. Der kurze, aber steile und steinige Weg zum Krater hat sich wirklich gelohnt. Es ist sehr beeindruckend am Rande des Kraters nach unten zu sehen, vor allem weil wir bei Dunkelheit auch noch Lava gesehen haben. Nach einer regnerischen Nacht im Zelt sind wir früh raus, um den Sonnenaufgang zu sehen. Es war ein atemberaubender Moment, so ruhig und friedvoll, die vielen Vulkane um uns herum, die Seen, der Pazifische Ozean und Natur, soweit das Auge reichen kann. Ja, das ist Nicaragua, wie es vielfältiger nicht sein könnte. Nach einem entspannten Tag am Meer gings weiter ins Hochland nach Matagalpa, um eine Kaffeeplantage zu besuchen und in einer Schokoladenfabrik die Herstellung von Schokolade zu bestaunen. Zum Schluss sind wir ganz in den Norden hochgefahren, nach Esteli, um von dort eine Tour zum Canyon de Somoto zu unternehmen. Ein wirklich abenteuerliches Erlebnis, das ein guter Abschluss für unsere ereignisreiche Reise war.

 

Meine letzten Tage in Nicaragua habe ich in meiner Stadt Granada mit meinem Freunden verbracht. Ein letztes mal zum Markt nach Masaya , den Sonnenaufgang über dem See bestaunt und einfach den Flair der Stadt bei Sonnenschein und einem Eis genossen. Am Mittwoch in der Früh gings dann nach einer kleinen Abschiedsrunde mit meinen Chavalas los zum Flughafen. Noch war mir nicht bewusst, dass es hier wirklich endete, meine Zeit in Nicaragua, mein großes Abenteuer. Vor acht Monaten wurde ich hier abgeholt, aufgeregt und gespannt, was auf mich zukommen würde, alleine, ohne ein Wort spanisch zu versehen. Alles war ungewohnt, so fremd. Nun stand ich dort, mit all den Erfahrungen und Erlebnissen im Gepäck, begleitet von meinen wirklich tollen Freunden, dachte an die vergangenen Monate, bevor ich voller Wehmut ins Flugzeug einstieg, das mich zurück nach Deutschland brachte.

 

 

 

Seit einer Woche bin ich nun wieder hier in meiner Heimat. Mein weiches großes Bett, aus der Dusche kommt immer genügend Wasser, es leben keine Geckos oder Kakerlaken mit in unserem Haus und das Essen, das ich vor allem am Schluss wirklich vermisst habe, schmeckt so lecker. Alles fühlt sich so gewohnt an, als wäre ich nur ein paar Wochen weg gewesen. Und doch hat sich viel verändert in der Zeit, ich habe mich verändert. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis ich wieder vollkommen hier angekommen bin. Doch ein Teil von mir wird immer dort bleiben, bei den Kindern, in der Stadt Granada, bei den tollen Menschen, die ich in meiner Zeit dort kennenlernen durfte.

 

 

 

Jetzt ist es auch mal an der Zeit Danke zu sagen. Danke an alle, die mich unterstützt haben, vor allem an meine Familie und an meine beste Freundin, die mir von Deutschland aus immer den Rücken gestärkt haben. Danke an meine Entsendeorganisation, dass sie mir das möglich gemacht hat. An meine Chavalas, die die Zeit wirklich noch einzigartiger, verrückter und besonderer für mich gemacht haben. Danke an Gallo Pinto und die leckeren Frescos. An die hilfsbereiten Busfahrer, ohne die ich nie angekommen wäre. Danke Nicaragua für die tolle Zeit, die vielen Erfahrungen. Und natürlich Danke an alle, die den Blog so fleißig verfolgt haben!

 

Adios mis chiquitos

 

Heute war es soweit. Mein letzter Tag in Mamá Margarita. Leider konnte ich meine letzten Tage nicht wie geplant noch mit den Kindern verbringen, weil ich krank im Bett lag. Dafür war der Tag heute um so schöner, sie alle noch ein letztes Mal zu sehen. Es wurde ein kleines Fest zum Abschied veranstaltet mit Piñata, Tänzen und Liedern der Kinder und ein paar wirklich berührenden Worten der Projektschwester.

 

Dank einiger Spenden konnte ich fehlende Materialien und Spielzeug, was bis jetzt kaum vorzufinden war in den Klassenräumen, besorgen, das ich heute den Lehrerinnen übergeben habe. Anna hat mir für jedes Klassenzimmer eine Weltkarte aus Deutschland mitgebracht, auf der ich einen Pfeil mit meinem Namen auf Deutschland und einen mit Mamá Margarita auf Nicaragua gerichtet geklebt habe, zum einen damit sie natürlich an mich denken, zum anderen, damit die Kinder sehen, dass die Welt nicht nur aus ihrer schönen, kleinen Heimat Nicaragua besteht. Ich möchte mich hier im Namen der Lehrerinnen und der Kinder, aber natürlich auch in meinem Namen bei den Spendern für ihre Unterstützung bedanken!

 

Der Abschied war schwer, mit vielen Tränen verbunden. Aber ich bin glücklich. Glücklich, weil ich die Chance hatte, mit den Kindern so viele Erfahrungen zu machen, von und mit ihnen zu lernen. Glücklich, all die liebenswerten Menschen kennengelernt zu haben, wegen und mit denen mir meine Arbeit noch mehr Spaß und Freude bereitet hat. Vor Monaten bin ich ganz gespannt und neugierig, aber auch verängstigt zum ersten Mal durch dieses Tor gegangen. Ich war mir nicht bewusst, was mich erwarten würde. Es war schwer anfangs auf eine Menge Kinder zuzugehen, dessen Sprachen man nicht spricht. Ich habe geweint,ich habe gelacht, ich habe ab und zu meine Geduld verloren und sie doch wiedergefunden. Ich habe mir Geschichten der Kinder angehört, habe mit ihnen gespielt, wir haben zusammen Feste gefeiert, getanzt und gesungen. Ein letztes Mal gehe ich jetzt durch dieses Tor mit Tränen in den Augen, doch mit einem Lachen im Gesicht. Bereichert um die vielen Erfahrungen, die ich bei Mamá Margarita gemacht habe und die mich haben wachsen lassen. Und mit ganze vielen Erinnerungen in meinem Kopf, sowohl schöne, als auch schwierige Momente, die ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.

 

Spenden

Der Countdown läuft

 

Der Begriff Zeit ist relativ. Die ersten Wochen hier in Nicaragua erschienen wie Monate für mich. Die letzten Monate sind vergangen wie wenige Wochen. Meine erste Zeit hier war ungewohnt, alles war neu, ich kannte niemanden und konnte die Sprache nicht sprechen, es war sicher keine einfache Zeit. Doch die Mühe am Anfang und mein Wille durchzuhalten haben sich gelohnt. Der Alltag hat sich eingeschlichen, ich bin von tollen Menschen hier umgeben und mein Leben in Deutschland scheint mir so irreal und Welten entfernt. Nicaragua ist für mich eine zweite Heimat geworden. Ich stehen vor meinen letzten Wochen hier in Nicaragua, Ende Juni werde ich nach Deutschland zurückkehren. Mit den Kindern bleibt mir noch knapp eine Woche, weil ich den Juni noch nutzen möchte, um mit einer Freundin aus Deutschland zusammen Nicaragua zu bereisen. Das Land, in dem ich für acht Monate gelebt habe.

 

Die letzten Wochen mit den Kindern waren ereignisreich, anstrengend und schön zugleich. An einem Sonntag haben wir Planschbecken aufgebaut und zusammen mit den Familien der Kinder das schöne Wetter bei leckerem nicaraguanischem Essen und Frescos genossen, während die Kinder ihren Spaß im Wasser hatten. Jedes Kind hat seine eigene Blume gepflanzt, um die es sich kümmern soll. Anlässlich des Geburtstags des nicaraguanischen Nationalhelden Sandino haben die Kinder nach langem Proben Folklore, ein traditioneller Tanz in Tracht, getanzt. Gestern haben wir eine Prozession begleitet von Liedern zum Fest der Maria Auxiliadora durch unser Barrio gemacht.

 

Wenn ich die Kinder im Moment noch alle sehen, kommt er mir noch so weit entfernt vor, der Tag an dem ich durch das Tor gehen und nicht mehr zurückkehre. Ich versuche meine letzten Tage mit ihnen noch zu genießen und noch nicht an den Abschied zu denken.

 

Der Sommer ist vorbei und die Regenzeit hat begonnen, allerdings ist die Hitze teilweise immer noch unerträglich. Am Nachmittag oder in der Nacht regnet es jetzt öfter und teilweise auch stark, allerdings trocknet alles auch schnell wieder. Bei Regen kommen weniger oder fast gar keine Kinder in die Schule, könnte ja gefährlich werden, wenn man nass wird. Ich muss nur bei dem Gedanken an des Wetter in Deutschland schmunzeln. Wenn wir bei Regen nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen würden..

Frohe Ostern!

 

„Ich glaube, die einfache Tatsache zu leben beinhaltet schon eine Verpflichtung, etwas für die Zukunft zu tun, für die, die nach uns kommen. Wenn wir Flugzeuge bauen können, Unterseeboote, Satelliten, dann sollten wir auch fähig sein, die Welt, die uns umgibt, so zu verändern, dass alle würdig leben können. Es ist, finde ich, so gut wie unvorstellbar, dass in unserem technologischen Zeitalter Menschen an Hunger sterben, nie einen Arzt aufsuchen können...“

 

Kein Strom oder fließendes Wasser, Plumpsklo, zum „duschen“ an eine kleine Quelle nahe des Flusses, kein Internet, weit entfernt von der nächsten Stadt. Für die Meisten in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellbar. Für mich eine wirklich bereichernde Erfahrung in der letzten Woche. Und für die Menschen dort der ganz normale Alltag.

 

Nachdem wir am Anfang der Woche noch alles vorbereitet und zusammengepackt haben, sind wir Mittwoch in der Früh mit dem Bus los nach Juigalpa gefahren. Wir, eine Freundin von mir, zwei Religionslehrer und andere Jugendliche. Wir haben uns auf den Weg in einen der ärmsten Teile Nicaraguas gemacht, um dort mit den Menschen gemeinsam die Ostertage zu verbringen. In Juigalpa haben wir uns aufgeteilt und sind in kleinen Pickups weiter in die Berge gefahren. Das letzte Stück haben wir zu Fuß bewältigt. Das Klima dort war spürbar kühler, weshalb wir durch eine schöne grüne Berglandschaft gewandert sind. Wir wurden herzlich mit einem leckeren Abendessen von einer Familie dort empfangen. Die erste Nacht war wirklich alles andere als erholsam. Aus Platzmangel haben Lea und ich zu zweit in einem Feldbett geschlafen und trotz meiner drei T-Shirts und zwei Hosen habe ich immer noch gefroren. Nachdem wir uns am nächsten Tag in der Früh mit sehr kaltem Wasser aus einer Quelle gewaschen haben und uns mit frischer Milch und Reis mit Bohnen gestärkt haben, sind wir los, um einige der Dorfbewohner zu besuchen und zu den Feierlichkeiten zu Ostern einzuladen. Die Häuser liegen alle weit entfernt, weshalb wir wirklich viel gewandert sind. Am Freitag sind wir den Kreuzweg bis zur Kapelle gegangen, um dort gemeinsam einen Wortgottesdienst abzuhalten. So emotionale unser Treffen mit den Menschen am Freitag war, so voller Freude und Energie war die Feier am Samstag, mit Spielen für die Kinder, Liedern, der Feier der Osternacht und einem gemeinsamen Abendessen. Auf dem Heimweg konnten wir ein letztes Mal tausende von Sterne am Himmel bestaunen, bevor wir zu den Lichtern der Stadt zurückgekehrt sind.

 

Das Leben der Menschen dort ist auf das Minimum reduziert, jeder hat ein paar Hühner, Kühe und Schweine, um von den Produkten der Tiere zu leben, Obstbäume und Gemüsebeete bieten den anderen Teil der Nahrung. Reis und Bohnen gibt es aber natürlich trotzdem zu jeder Mahlzeit. Die Zeit mit den Menschen dort war kurz aber wirklich intensiv, weshalb der Abschied schwer gefallen ist. Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte diese Erfahrung zu machen. Selten habe ich eine so aufrichtige und ehrliche Freundlichkeit erlebt. Das bisschen, dass sie besitzen, teilen sie auch noch mit ihrem Nächsten. „Was wäre unsere Hoffnung, wenn wir unseren Glauben nicht hätten“ Die Menschen, die allen Grund haben ihren Glauben zu verlieren, halten so stark daran fest, schöpfen daraus Hoffnung. Und wir, die wir alles haben, finden immer wieder Gründe nicht zu glauben oder es anzuzweifeln. Wir sind dort hingefahren, um den Menschen etwas von uns zu geben, um ihnen schöne Ostertage zu bereiten. Doch habe ich das Gefühl, dass die Menschen dort mich um einiges mehr bereichert haben. Bereichert um die Erfahrung, in derartig einfachen Verhältnissen zu Leben, fasziniert von dem starken und aufrichtigen Glauben der Menschen, dankbar für die Freundlichkeit, die wir erfahren haben. Vier Tage, die mir neue Denkanstöße gegeben haben, die mich in meinem weiteren Leben begleiten werden.

 

 

 

In den letzte Wochen war wirklich viel los, vor Ostern war meine Mama zu Besuch und ich hatte die Möglichkeit mit ihr ein bisschen zu reisen. Für mich war es schön auch andere Teile von Nicaragua zu sehen, vor allem der Flug auf die Corn Islands über Nicaragua hat mich sehr fasziniert. Aber es war auch gut, ein wenig Abstand von meinem Alltag dort zu bekommen, um alles zu reflektieren und aus der Ferne zu betrachten. Umso mehr habe ich mich gefreut, meine Kinder nach den Ferien wieder zu sehen. Allerdings ist die Zeit dadurch noch schneller verflogen und ich konnte kaum glauben, dass ich dieses Wochenende schon wieder an die Grenze fahren musste, um mein Visum zu erneuern.

 

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Besuch aus der Heimat

 

Bericht von meiner Mama über ihren Besuch

 

Am Donnerstag, den 16. März 2017, bin ich voller Vorfreude, aber auch mit ein bisschen Aufregung in München losgeflogen. Ich bin diese Reise angetreten, um Julia zu besuchen, um zu sehen wie sie in Granada lebt, wie ihr Alltag aussieht und von welchen Menschen sie umgeben ist. Aus ihren Erzählungen wollte ich mit zu Hause immer ein Bild zusammenbasteln, aber sie meinte immer, dass man sich das nicht vorstellen kann. Jetzt weiß ich, dass sie recht hatte! Als ich hier ankam war die Wiedersehensfreude groß und ich wurde von allen sehr herzlich empfangen. Am Freitag (nachdem ich versucht hatte ein bisschen zu schlafen – die Zeitumstellung

 

hat mich ganz schön aus dem Rhythmus gebracht) hat Julia mir dann am Nachmittag Granada, ihre Stadt, gezeigt. Nachdem ich hier nachts völlig übermüdet angekommen bin, hatte ich noch nicht so viel mitbekommen. Aber schon als wir am ersten Tag aus der Tür auf die Straße gingen, habe ich gemerkt, dass ich wirklich in einer andern Welt gelandet bin. Die Straßen waren voll von Pferdegespannen, Taxis, Bussen und Fahrrädern, von denen jeder versucht sich durch lautes Hupen gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern durchzusetzen. Der Lärm und die Hektik draußen sind wirklich gewöhnungsbedürftig. In der Stadt waren wir dann zuerst auf dem Markt. Den muss man gesehen haben, obwohl es mir an diesem Tag lieber gewesen wäre, ich hätte ihn nicht gesehen. Enge Gänge, nicht sehr angenehmen Gerüche, Fleisch und Käse liegen offen herum, die Verkäuferinnen versuchen sehr aufdringlich ihre Ware, von Obst und Gemüse über Schuhe bis hin zu Handys, loszuwerden. Genauer will ich dass jetzt aber nicht erläutern. Nach dem ersten Kulturschock sind wir weiter ins Zentrum von Granada, wo die schöne Kathedrale, der Park und der See mir wieder eine ganz andere Seite gezeigt haben.

 

Die nächsten Tage zeigten mir, dass der Alltag von Julia für mich eine Herausforderung ist. Mir wird vor Augen geführt, wie schwer der Anfang für sie hier gewesen sein muss. Neben ihr absolvieren hier in Granada noch einige andere Mädels ihren Freiwilligendienst. Ich kann nur sagen, dass ich großen Respekt vor ihrem Mut und ihrer Einstellung zum Leben hier habe. Für mich ist es selbst jetzt nach fast drei Wochen immer noch schwer mich auf dieses Land mit seinen Gegensätzen einzulassen. Nachdem ich mit Julia bei den Kindern von Mama Margarita war und ihren Tagesablauf dort miterlebt habe, ist mir klar geworden, dass die Arbeit mir den Kindern auf der einen Seite sehr herzlich, auf der anderen Seite aber auch eine große Herausforderung ist. Weil die Schule in einem sehr armen Teil der Stadt liegt, wurde mir dort die Armut deutlich vor Augen geführt.

 

Nach einer Woche in Granada sind wir losgezogen, um uns Leon und die Corn Islands anzusehen. Bei den Bussen habe ich schon meinen zweiten Kulturschock bekommen. Ein Bus fährt erst los wenn er voll ist. Allerdings ist „voll“ hier ein relativer Begriff, denn einer mehr geht immer noch rein. Die Fahrt nach Leon war landschaftlich wirklich sehr beeindruckend. Die Stadt selbst war, außer der Kathedrale, auf deren Dach man nur ohne Schuhe darf, nichts besonderes. Von Leon aus sind wir für einen Tag an die Pazifikküste gefahren, wo der Strand und die Natur wirklich noch unberührt sind. Weiter ging es auf die Corn Islands, zwei kleine Inseln nicht weit von der Karibikküste. Doch selbst hier, auf dieser wunderschönen Insel, prallen wieder diese Gegensätze aufeinander, die mich diese Zeit dort nicht so unbeschwert, wie es eigentlich hätte sein sollen, genießen ließen. Mittlerweile sind wir wieder in Granada und für Donnerstag ist mein Rückflug gebucht. All die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, sei es die Hilfsbereitschaft, die Freundlichkeit, die Lebensfreude der Menschen, aber auch meine eigenen Grenzen, werde ich erst zu Hause richtig verarbeiten und realisieren können.

 

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Lebenszeichen

 

Lange ist es her, mein letzter Blogeintrag. Aber, ich lebe noch! Und mir geht es wirklich gut. Der Alltag hat sich mittlerweile eingeschlichenen und die Zeit vergeht wie im Flug. Meine Arbeit mit den Kindern ist genauso schön wie anstrengend. Es wird wirklich sehr viel Geduld verlangt, doch auch wenn ich manchmal wirklich an meine Grenzen gelange, reicht ein Lachen oder eine Umarmung der Kinder wieder aus, um alles zu vergessen.

Am Wochenende nutze ich meine freie Zeit, um mit meinen Freunden zusammen unsere Zeit hier in Granada zu genießen oder, um Ausflüge in die Umgebung oder ans Meer zu machen.

 

Letzte Woche hatten wir wegen einer kaputten Wasserleitung für vier Tage kein Wasser. Zum Glück haben wir aber Tanks mit Vorräten, weil Wasserausfall hier keine Seltenheit ist. Gott sei Dank musste ich das Duschen also nicht ausfallen lassen, wäre für alle Beteiligten auch echt unangenehm geworden. Mit einem großen Eimer bin ich los, um aus dem Tank Wasser zu holen, das ich dann mit einer kleinen Schüssel über mich gekippt hab. War eine wirklich eisige Angelegenheit und sicherlich gut zum Abhärten.

 

Als ich hier angekommen bin, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich noch heißer werden könnte. Doch es geht! Anfangs war es öfter bewölkt und es hat ab und zu geregnet. Jetzt, nachdem der Sommer angefangen hat, ist keine Wolke mehr am Himmel zu finden und es regnet kaum noch. Vor allem in der Mittagshitze ist es unmöglich, sich länger als fünf Minuten in der Sonne aufzuhalten. Auch meine T-Shirts sind nach dem Waschen innerhalb kürzester Zeit wieder trocken.

 

Morgen kommt mich für drei Wochen meinem Mama besuchen. Wir werden eine Woche in Granada bleiben, damit ich ihr meine Arbeit, mein zu Hause, die Stadt und die Umgebung zeigen kann. Danach werden wir noch für zwei Wochen durch Nicaragua reisen. Ich freue mich ihr endlich alles zeigen zu können. Selbst wenn ich am Telefon viel erzähle, kann sich keiner vorstellen, wie es wirklich ist. Vieles ist unvorstellbar oder einfach schwer zu beschreiben. So kann ich meine Erfahrungen ein Stück mit ihr teilen und ich hoffe, dass es ihr genauso gut gefällt wie mir.

 

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Gegensätze

 

Immer wieder werde ich hier von den vielen Gegensätzen überrascht. Die wunderschönen Landschaften, dessen Bild durch den vielen Müll zerstört wird, der hier einfach immer und überall einfach auf den Boden geworfen wird. Die Hilfsbereitschaft und die Gastfreundlichkeit der Menschen auf der einen Seite, auf der anderen Seite der temperamentvolle Umgang untereinander. Das schnelle und laute Treiben auf den Straßen, das überhaupt nicht die Gelassenheit der Menschen widerspiegelt. Die Verklemmtheit, wenn über das Thema Liebe gesprochen wird. Allerdings ist eine Hochzeit mir 15 Jahren oder ein Kind mit bereits 14 Jahren nichts Ungewöhnliches. So respektvoll die Männer hier gegenüber Frauen sind, so selbstsicher und machomäßig verhalten sie sich jedoch. Doch wo die Gegensätze wohl am meisten zum Vorschein kommen ist die Hauptstadt Managua, ein Ort, an dem zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinanderprallen.

 

Um mir eine neue Jeans zu kaufen bin ich letztes Wochenende nach Managua in ein Einkaufszentrum gefahren, da es wirklich schwer ist hier in Granada eine Passende zu finden. Als ich zum ersten Mal mit dem Bus durch Managua gefahren bin, habe ich versucht mit großen Augen so viele Eindrücke wie nur möglich aufzusaugen und in meinem Kopf zu sortieren. Hier trifft Arm auf Reich, die Hochhäuser der Bankzentren ragen prächtig über den einfachen Hütten aus Wellblech und Lehm heraus. An der Ampel laufen Kinder auf und ab, um ein bisschen Geld für Essen zu ergattern, ein Mann putzt für ein lächerliches Trinkgeld die Scheibe des dicken BMWs und eine Verkäuferin versucht lauthals ihre Wahre loszuwerden, bevor die Ampel auf Grün schaltet und die Autos weiterfahren.

 

Noch vor vier Monaten wäre ich wie selbstverständlich durch das große Einkaufszentrum gelaufen. Doch jetzt war es auch für mich wie eine andere Welt. All die Läden mit den leuchtenden Schaufenstern, überall Plakate, die die Menschen anwerben ihre Luxusartikel zu kaufen. Nur vereinzelt sind andere Menschen zu sehen. Ich habe mich an das einfache Leben so gewöhnt, dass für mich alles so ungewohnt erscheint. Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit, als ich einen Laden betrete. Schnell suche ich mir eine Hose, bezahle sie und verlasse den Laden wieder, ohne auch nur einen Blick auf die anderen Sachen zu werfen.

Ich frage mich, ob wir den Luxus wirklich brauchen und mir wird bewusst, wie schnell ich mich an das Leben ohne gewöhnt habe. Und ich bin mir sicher, dass der Druck, immer der Bessere zu sein, immer ein bisschen mehr zu besitzen, als die Anderen, immer ein größeres Auto oder das neuere Handy zu haben, der ständige Vergleich, sicher nicht glücklich macht. Draußen werde ich schnell wieder von der Realität der Armut eingeholt. Ich bin jeden Tag aufs Neue dankbar im wohlgenährten Deutschland geboren worden zu sein und gleichzeitig macht sich in mir ein schlechtes Gewissen breit. Wo bleibt die Gerechtigkeit? Warum hatte ich das Glück und der Junge, der am Straßenrand sitzt und mit ein paar Bällen jongliert, um etwas Geld zu verdienen, nicht?  Warum haben wir alles und noch viel mehr, was man zum Leben braucht und die meisten Menschen hier nur das Nötigste? Fragen, die mir immer wieder in den Sinn kommen und auf die ich nie eine Antwort finden werde.

 

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Was? Ist es wirklich schon Februar?

 

Drei Monate bin ich jetzt schon hier. Unglaublich! Die Zeit bis jetzt ist so schnell vergangen. Doch andererseits fühlt es sich für mich an, als wäre ich schon viel länger hier, weil in der Zeit schon so viel passiert ist.

 

Ich hatte ein Touristenvisum für 90 Tage, das jetzt erneuert werden musste. Nach langem hin und her und einem Besuch bei der Einwanderungsbehörde in Managua, habe ich beschlossen einfach nach Costa Rica aus- und gleich wieder einzureisen. Geizig wie ich bin und auch weil die Grenze zu Costa Rica nicht weit entfernt liegt, hab ich mir dafür aber kein Ticket für 30 Dollar bei einem Busunternehmen gekauft, das mich sicher über die Grenze und wieder zurückbringt und dabei noch den ganzen Papierkram erledigt. Stattdessen bin ich mit den öffentlichen Bussen zum Grenzort Peñas Blancas gefahren und habe den Rest zu Fuß erledigt.

 

Ich fahre gerne mit den Bussen hier, für mich ist das immer eine besondere Atmosphäre. Man trifft viele Einheimische, aber auch andere Reisende. Alles, was kein Platz auf dem Schoß hat, wird auf dem Dach verstaut. Durch die lauten Schreie der Männer kann man gar nicht in den falschen Bus einsteigen. Es scheint hier nicht wirklich einen Busfahrplan zu geben, doch bis jetzt bin ich immer problemlos, mit etwas Geduld, an meinem Ziel angekommen. Man muss früh dran sein, um einen Sitzplatz zu ergattern. Wenn man stehen muss wird es sehr kuschelig, weil die Busse hier das Hauptverkehrsmittel sind und keiner zurückgelassen wird, auch wenn gestapelt werden muss. Ab und zu drücken sich Verkäuferinnen mit lauten Schreien „Fresco, Gaseosa“ durch die Menge, um ihre Waren loszuwerden oder ein Mann kommt zum Geld einsammeln. Es mag nach Stress klingen, alles andere als eine entspannte Busfahrt, doch trotzdem gefällt es mir immer wieder. Dem Treiben zuzusehen, aus dem Fenster zu schauen, dabei die schöne Natur zu genießen und die Latino-Musik zu hören, während mir der Fahrtwind die Haare aus dem Gesicht bläst und mich die Hitze ertragen lässt.

 

Aber zurück zu meiner Ausreise. In Peñas Blancas angekommen kam eine Masse von Männern auf mich zu, die mir gefälschte Rückfahrtickets verkaufen wollten, um die Einreise nach Costa Rica zu erleichtern, oder die mir für ein Trinkgeld beim Ausfüllen meiner Papiere helfen wollten. Als ich mich da durchgekämpft habe, stand ich auch schon an der nicaraguanischen Grenze, wo ich mir einen Ausreisestempel geholt habe. Auf dem Weg zur Grenzstation von Costa Rica, die circa 500 Meter weit entfernt liegt, wurde dreimal mein Pass von Polizisten kontrolliert. Nach kurzem Warten und einem kurzen Gespräch mit der Frau am Schalter war ich auf costaricanischem Boden. Gleich hab ich mich wieder bei der Ausreiseschlange angestellt, die wesentlich länger war. Nach einem etwas verwirrten Blick des Mannes am Schalter hatte ich auch schon wieder meinen Ausreisestempel. Also wieder zurück, wieder kontrolliert, diesmal ein Schmunzeln der Polizisten, als sie meinen Pass kontrollieren. Die Einreise nach Nicaragua lief auch fast problemlos ab. Ein kurzes Gespräch mit einer Polizistin in ihrem Büro, was ich den in Nicaragua vorhabe, einen Zettel zum Ausfüllen, der Kauf meines Touristenvisums und schon war ich wieder zurück. Für die nächsten drei Monate kann ich nun also wieder beruhigt hierbleiben.

 

 

 

Eine Freundin von mir, Kathrin, arbeitet als Freiwillige in der Casa de los tres mundos, ein Kulturzentrum für Kinder, aber auch Erwachsene, mit einem vielfältigen Freizeitangebot in den Bereichen Bildung, Kunst, Musik und Theater. Seit letzter Woche geben wir dort zusammen zweimal die Woche am späten Nachmittag Deutschunterricht. Dank unserer guten Werbung waren in der ersten Stunde sehr viele Schüler da. Mit so vielen haben wir nicht gerechnet. Allerdings wird die Zahl von Stunde zu Stunde weniger, da nicht alle regelmäßig kommen. Auch die Pünktlichkeit ist noch ein großes Problem, aber wir versuchen ihnen Schritt für Schritt unsere deutsche Pünktlichkeit näher zu bringen.

Sie sind aus den verschiedensten Gründen bei uns, die meisten aus Arbeitsgründen oder wegen der steigenden Zahl deutscher Touristen in Granada. Aber alle, egal aus welchem Grund sie hier sind, sind sehr eifrig und gewillt die Sprache zu lernen, wodurch es mir wirklich großen Spaß macht.

 

Heute war der erste Schultag nach den langen Ferien und alle Kinder sind in der Früh geschniegelt und gestriegelt mit ihren Eltern gekommen. Für die Neuen war der Trennungsschmerz von ihren Eltern besonders schlimm, weshalb heute viele Tränen geflossen sind. Ich werde mit den Kindern Englisch lernen, was für mich wirklich eine große Herausforderung wird, da die Kinder zwischen drei und fünf Jahre alt sind. Im Moment bin ich noch am Vorbereiten und Ideen sammeln, bevor es übernächste Woche mit dem regulären Unterricht losgeht.

 

 

 

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Frohes neues Jahr!

 

Ich wünsche euch allen etwas verspätet ein frohes neues Jahr 2017. Nachdem sich schon im letzten Jahr sehr viel für mich geändert hat, bin ich wirklich gespannt was das neue Jahr alles mit sich bringt.

 

Die Abstände zwischen meinen Blogeinträgen werden immer größer. Zum einen liegt das daran, dass im Moment nicht sehr viel Neues passiert, da noch bis Mitte Februar Ferien sind. Da das Erscheinen der Kinder von Wetter, Wochentag oder Laune abhängig ist und die Lernbereitschaft sich in Grenzen hält, habe ich den Versuch, regelmäßig Englischunterricht zu erteilen, wieder eingestellt. Allerdings habe ich Spiele, wie zum Beispiel Memory mit Englischen Begriffen, um den Kindern, wenn sie kommen, die Sprache ein wenig spielerisch näherzubringen. Von den Kindern, die beim Lesen und Schreiben noch ihre Schwierigkeiten haben oder es noch gar nicht beherrschen, versuche ich zumindest ein wenig ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, um mit ihnen zu üben. Den Rest des Vormittags verbringen wir mit Spielen, ich helfe beim Zubereiten des Essens und später beim Austeilen.

 

Die Kinder, die jetzt in den Ferien kommen, sind Kinder aus den ärmsten Familien hier. Die Jungs kommen meist ohne T-Shirts und in zerrissenen Hosen, die Mädels mit Kleidern, die mit Sicherheit schon viele andere vor ihnen getragen haben. Aber trotzdem haben die Kinder so eine Freude beim Spielen, sie lachen und springen herum und es macht einfach nur Freude zuzusehen. Wenn ich einen schlechten Tag habe, mal nicht so gut gelaunt bin, ist das alles vergessen, sobald die Kinder auf mich zu rennen, mich umarmen und sich freuen mich zu sehen, da merke ich wie sich in meinem Gesicht ein Grinsen ausbreitet.

 

Ein anderer Grund ist, dass für mich hier alles schon ziemlich gewohnt geworden ist. Ich bin vertrauter mit der Art der Menschen hier, habe mich mit der Unpünktlichkeit und der Unzuverlässigkeit, wenn auch schwer, abgefunden. Ich habe die hilfsbereite und offene Art der Menschen hier sofort lieben gelernt. Wenn ich einfach nur an einem schönen sonnigen Tag mit meinem Fahrrad durch die Stadt fahre oder mit einem Eis in der Hand in Richtung See schlendere, weiß ich, dass ich genau richtig hier bin und dass mir der Gedanke, wieder heimzukommen, im Moment ziemlich komisch und sehr weit entfernt erscheint. Natürlich läuft hier nicht alles glatt, es gibt oft Situationen, die meine Geduld und meine Nerven sehr herausfordern, es gibt Dinge, die nicht so laufen, wie geplant. Aber ich habe noch nie mit dem Gedanken gespielt, alles abzubrechen, meine Koffer zu packen und nach Hause zu fliegen. Es gibt immer wieder Momente, die mit deutlich machen, dass es genau richtig ist, dass ich hier bin und dass ich gar nicht wo anders sein will, schon gar nicht im kalten verschneiten Deutschland. Und das obwohl es für mich anfangs unvorstellbar war, für so lange Zeit hier zu bleiben.

 

Über Silvester war ich mit anderen Deutschen am Meer. Ein Ort sehr abgelegen von jeglicher Zivilisation, dafür perfekt um ein paar Tage einfach nur an dem breiten, menschenleeren Strand zu entspannen. Ideal, um auch einmal Surfen auszuprobieren ohne sich dabei vor einer Menge von Zuschauern zu blamieren. Die Wellen an der Pazifikküste sind wirklich sehr stark, was es nicht leicht gemacht hat, sich auf dem Bett zu halten. Es hat aber echt Spaß gemacht, auch wenn ich danach überall blaue Flecken hatte. Unser Haus war alles andere als Luxus. Kein fließendes Wasser, Krebse in der Küche, Dusche im Freien und viele andere kleine Krabbeltiere überall. Aber dafür eine Terrasse mit traumhaft schönem Ausblick aufs Meer.

 

Was gibt es schöneres, als frisch gemachtes Gallo Pinto und Rührei zum Frühstück, während im Hintergrund das Meer rauscht und der salzige Geruch in der Luft liegt. Oder zu sehen, wie die Sonne nach einem heißen Tag am Strand im Meer versinkt und alles in ein rosa-rotes Licht versetzt. Oder später am Lagerfeuer zu sitzen und tausende von Sternen fern ab vom Licht der Stadt und den Mond, der sich im Wasser spiegelt, zu sehen und dabei über Gott und die Welt zu reden. Noch nie habe ich die Natur so schön erlebt, weit weg von all dem Tourismus, alles noch so unberührt.

Das ist Nicaragua mit all seinen Facetten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die mich dieses wunderschöne und vielseitige Land einfach nur lieben lassen.

 

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Von einem Weihnachten fern von zu Hause

 

Ein Weihnachten ohne Geschenke. Ein Weihnachten ohne die Kälte in Deutschland. Ein Weihnachten ohne Christkindlsmarkt. Ein Weihnachten ohne die Familie. Ein Weihnachten ohne gestresste Menschen, die noch unbedingt Geschenke für ihre Liebsten besorgen müssen. Ist das überhaupt Weihnachten?

 

Ein Weihnachtskonzert, Plätzchen backen, Weihnachtsessen mit den Freunden, Wichteln. Trotzdem hat sich bei mir einfach keine Weihnachtsstimmung breitgemacht.

 

Am Freitag haben wir in Mamá Margarita alles vorbereitet, um den Kindern am Samstag ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten. Ein schönes Weihnachtsfest: besinnlich und ruhig, Lieder singen, Geschichten lesen, Plätzchen essen. Doch nicht hier. Schon in der Früh gab es einen Wasserrohrbruch, der in Deutschland höchstwahrscheinlich eine mittelschwere Panikattacke bei allen Betroffenen ausgelöst hätte. Doch was bringt es sich aufzuregen. Alle sind ganz entspannt um das Rohr herumgestanden und haben überlegt, was jetzt wohl das beste wäre. Not macht erfinderisch und damit kennen sich die Leute hier wirklich sehr gut aus, da können wir alle noch viel lernen. Kaum war das Problem gelöst, kamen auch schon die Kinder durch das Tor gerannt, rennen mich dabei fast über den Haufen. Doch bei der Freude der Kinder mich zu sehen war mein Heimweh an dem Tag wie weggeblasen. Voller Freude schlagen sie auf die Piñata ein, um möglichst schnell an die vielen Süßigkeiten zu kommen, die sich darin verbergen. Anschließen bekommen alle Kinder das Festessen, chinesischen Reis. Nachdem jedes Kind sein kleines Geschenk in der Hand gehalten hat, waren auch schon wieder alle weg. Es war sehr chaotisch, alles andere als besinnlich und ruhig. Aber es war schön die vielen Kinder spielen zu sehen und ihnen mit den Geschenken eine Freude zu bereiten.

 

Abends gab es dann ein leckeres Abendessen und anschließend sind wir in die Weihnachtsmette gegangen. Weihnachtsmette. Feierlich, die Kerzen brennen, die Menschen singen besinnlich „Stille Nacht“ und sind dabei wahrscheinlich einfach froh dass auch dieses Jahr alles geklappt hat. Doch auch dem war nicht so, von Stille und Besinnlichkeit war hier keine Spur. Die Menschen singen aus vollem Leibe, tröten mit ihren Trompeten und küssen das Jesuskind, um es auf unsere Welt zu begrüßen.Später bin ich zu einer Freundin, um mit ihr und ihrer Familie den Abend ausklingen zu lassen. Wir haben gestanzt und gefeiert, um Mitternacht gab es noch ein großes Feuerwerk und alle sind sich in die Arme gefallen, wobei sich in mir mehr das Gefühl von Silvester breitgemacht hat.

 

Auch wenn es sich für mich dieses Jahr überhaupt nicht wie Weihnachten angefühlt hat, war es nicht ein Tag wie alle anderen. Mir ist bewusste geworden, dass nichts auf der Welt das Weihnachten zu Hause ersetzen kann. Die Zeit mit der Familie und die besondere Atmosphäre, die mich wieder wie ein kleines Kind fühlen lässt. Doch was mir auch bewusst geworden ist: Weihnachten besteht nicht aus Geschenken. Und auch nicht aus dem Stress, den sich die Menschen jedes Jahr aufs Neue machen. Es ist nicht wichtig einen neuen Laptop oder das neuste Handy zu bekommen, um glücklich zu sein.Die Kinder haben sich so über ihre Wasserpistolen gefreut und auch ich habe mich noch nie so sehr über Schokolade gefreut, wie an diesem Tag. Die Schwestern, die genau wissen wie gern ich Schokolade habe, doch wie teuer sie hier ist, haben mir eine Tüte voll mit Schokolade geschenkt. Es sind die kleinen Dinge im Leben auf die es ankommt und die Gesten die einem zeigen "da denkt jemand an mich".

 

Nachdem im Moment alles ziemlich entspannt ist, weil alle in Ferienstimmung sind und deswegen auch nicht viele Kinder kommen, habe ich zwei Tage frei bekommen. Die werden wir nutzen, um für ein verlängertes Wochenende ans Meer zu fahren und dort Silvester zu feiern.

 

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Das Schicksal eines Freiwilligen

Mein Heimweh ist überwunden, auch wenn mir natürlich immer noch sehr meine Familie und meine Freunde fehlen. Ich weiß wo ich bin, wenn ich in der Früh aufwache. Ich habe neue Freunde hier gefunden. Ich fühle mich wirklich wohl. Ich kann schon echt gut meine Wäsche mit der Hand waschen. Ich finde es wäre der richtige Zeitpunkt, um zu sagen „Ich bin angekommen und habe meinen Platz hier gefunden“.

 

Leider ist dem nicht so. Nachdem vor zwei Wochen die Ferien begonnen haben, ist es in Mama Margarita sehr leer geworden. Auch die Kinder vom Comedor waren selten zu sehen, da sie wegen den Festivitäten für die Purisima an vielen anderen Stellen mit Essen versorgt wurden.

Meine Aufgabe in den Ferien sollte es sein, Englisch zu unterrichten. Letzte Woche hätte dies beginnen sollen. Ich habe in den Tage zuvor einiges für den Unterricht vorbereitet und war Montag in der Früh pünktlich um acht Uhr startklar. Doch leider waren keine Kinder da, die ich in ihren Ferien mit Englischunterricht quälen konnte. Das hat mich erstmal nicht beunruhigt, da Pünktlichkeit hier sicher keine große Rolle spielt. Doch als um zehn Uhr immer noch niemand da war, habe ich angefangen mir Gedanken zu machen, ob überhaupt noch jemand kommt. Die Schwester, die für das Projekt und somit auch für mich verantwortlich ist, hat  mich auf den nächsten Tag vertröstet und sie war der Meinung, dass in der nächsten Woche auf alle Fälle wieder mehr Kinder kommen würden. Naja, da ich hier schon zu einem Spezialisten was Geduld und Flexibilität angeht geworden bin (zwei Eigenschaften, mit denen ich in meinem bisherigen Leben sicher nicht Punkten konnte), habe ich das eben so hingenommen. Allerdings war es wirklich sehr langweilig, da die ganze Woche nur vereinzelt Kinder kamen, die teilweise erst vier oder fünf Jahre alt waren und verständlicherweise nicht sehr viel Interesse daran hatten, Englisch zu lernen.

 

Als ich hier angekommen bin, war ich sehr damit beschäftigt, alle neuen Eindrücke zu verarbeiten, Spanisch zu lernen und mich an die Zeitumstellung und den Klimawechsel zu gewöhnen. Nachdem das mittlerweile alles ziemlich normal für mich geworden ist, habe ich jetzt die Zeit mich voll und ganz auf mein Projekt zu konzentrieren. Deshalb habe ich mich mit der Schwester aus meinem Projekt zusammengesetzt, um mit ihr über die Situation zu reden. Auf meine Vorschläge hin, mit den Kinder Sport zu machen, zu basteln oder ein Theaterstück einzuüben, was den Kindern in ihren Ferien mit Sicherheit mehr Spaß machen würde, bekam ich die Antwort, dass der Englischunterricht wichtiger sei. Seit gestern kommen nun wieder mehr Kinder. Ich werde jetzt versuchen mich in mein Projekt einzuarbeiten und meine Aufgabe so gut wie möglich zu meistern.

 

Ich habe schon mit andere Volontären hier gesprochen, denen es meist nicht anders geht als mir. Man kommt hier an voller Tatendrang und Ideen, man denkt die Welt verändern zu können, um dann festzustellen, dass ein Mensch alleine die Welt nicht zu einer Besseren machen kann. Es ist wirklich schwer, die vielen hilfsbedürftigen Menschen hier zu sehen und dabei seine eigenen Machtlosigkeit vors Auge geführt zu bekommen. Es gibt viele Freiwillige hier in Nicaragua, es gäbe auch genügend Probleme, die gelöst werden müssten, es würde Hilfe gebraucht werden, aber es fehlt eine Struktur, es fehlt aber auch der Wille der Menschen hier wirklich etwas zu verändern, es fehlt ein Sinn für Ernsthaftigkeit, mit dem eine gewisse Kontinuität geschaffen werden könnte. Aber vielleicht sind es wirklich die Kleinigkeiten, die die Menschen hier bereichern und die ihnen den Anreiz auf eine neue Sichtweise auf ihr Leben ermöglichen. Vielleicht reicht es wirklich, einfach nur für die Kinder da zu sein, mit ihnen zu spielen und ihnen zuzuhören. Vielleicht muss man, um zu helfen, wirklich nicht versuchen, die Welt zu verändern.

 

 

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Advent, Advent..

Seit einem Monat bin ich schon hier und mir geht es jetzt wirklich gut. Ich hab mich an die Zeitverschiebung gewöhnt, das mit dem Spanisch wird von Tag zu Tag besser und ich hab schon andere Jugendliche in meinem Alter, sowohl Deutsche, als auch „Nicas“, kennengelernt, mit denen ich mich abends oder am Wochenende treffen kann. Und seit ich mein eigenes Fahrrad hier habe, fühle ich mich selbst schon ein bisschen mehr wie eine richtige Nicaraguanerin. Auch wenn der Ausdruck „Fahrrad“ ein bisschen übertrieben ist für ein Eisengestell mit zwei Rändern, bei dem sich mindestens einmal pro Fahrt die Kette verabschiedet. Aber was habe ich anderes erwartet. Das Wichtigste bei einem Fahrzeug hier ist, dass die Hupe funktioniert . Ach ja und fahren sollte es auch noch. Eine Hupe habe ich leider nicht, aber es fährt, das ist die Hauptsache.

Die Einwohner hier sind immer total begeistert, wenn sie zwei oder sogar drei „Weiße“ auf einem Fahrrad sehen. Eigentlich ist das hier nichts Außergewöhnliches. Es passen ja schließlich auch sieben Personen in ein kleines Taxi, nach dem Motto: „einer mehr geht immer noch“.

Auch mit dem Essen hier habe ich mich mittlerweile echt angefreundet, so dass ich nicht mehr auf die Bananen, die hier in den verschiedensten Variationen serviert werden, auf die Bohnen, den Reis und das Hähnchen, aber auch auf die vielen tropischen Früchte, die hier so lecker schmecken, verzichten möchte. Also ich muss sagen, die Integration gelingt. ;)

 

Auch wenn jetzt schon Dezember ist, ist bei mir noch keine Spur von Weihnachtsstimmung zu finden. Bei 35 Grad und Sonnenschein bin ich mehr damit beschäftigt Methoden zu finden, wie ich am besten der Hitze und den Moskitos entkomme, als mir Gedanken zu Weihnachten zu machen. Da ändert auch die kitschige Weihnachtsdekoration nichts, die hier schon seit November überall die Häuser und Straßen verziert. Und mit kitschig mein ich wirklich kitschig. Blickende Weihnachtsbäume so weit das Auge reicht. Am meisten Weihnachtsstimmung kommt wahrscheinlich beim Einkaufen auf, nicht nur weil Weihnachtslieder wie Jingel Bells und Feliz Navidad zu hören sind, sondern auch weil mich die Temperaturen in den Läden dank den Klimaanlagen ans kalte Deutschland erinnern. Um mir selbst ein bisschen Weihnachtsstimmung zu bereiten, werde ich am Sonntag Butterplätzchen backen, und um hier einen kleinen Einblick in die deutsche Adventszeit zu bieten, habe ich für alle hier einen Adventskalender genäht.

 Der Advent wird hier allerdings nicht so ausgiebig gefeiert, wie bei uns in Deutschland. Mein Alltag hier ist im Moment ziemlich geprägt von den Festen zu Ehren der Maria. Am Montag war ich in der Kathedrale von Granada bei einer Eröffnungsfeier für das Fest der Maria Purisima , das in den kommenden neun Tage in ganz Nicaragua stattfindet. Noch nie habe ich so eine Atmosphäre in einer Kirche erlebt. Wieder wurden die Lieder der Purisima gesungen, die ich mittlerweile schon mitsingen kann, weil ich den ganzen Tag nichts anderes zu hören bekomme. Vorne stand mit viel Bling Bling verziert die Statue der Maria. Die ganze Kathedrale war voll von Menschen, die begeistert sangen und versuchten ein Schnappschuss der Statue zu bekommen. Am Ende der Feier wurde die Statue in einer Prozession nach draußen gebracht, wo schon zahlreiche Menschen warteten, um die Prozession mit dem Feuerwerk über der Kathedrale im Hintergrund zu bestaunen.

 Seitdem finden jeden Tag Prozessionen in den Straßen statt, überall sind die Lieder zu hören und es wird den ganzen Tag, und leider auch die ganze Nacht, geschossen, um auch noch den letzten zurückgebliebenen an das Fest zu erinnern.

 

Am Montag beginnt mein Englischunterricht für die Kinder. Ich hab mich diese Woche schon fleißig drauf vorbereitet und ich bin echt gespannt, wie es abläuft.

Bis zum nächsten Mal!

 


Mein selbstgemachter Adventskalender

Typisches Essen: Gallo Pinto, Maduros, Salat, Hähnchen und Bananenchips eingewickelt in ein Bananenblatt


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Encuentro vocacional

Hallo! 

 

Letztes Wochenende bin ich mit zwei Jugendlichen aus Granada und zwei Schwestern von hier auf die Isla de Ometepe gefahren, um dort an einem „Encuentro vocacional“ teilzunehmen. Das war ein Treffen von vielen Jugendlichen der ganzen Insel, die sich regelmäßig versammeln, um ausgelassen den Glauben zu Gott zu feiern. Es wird getanzt, gesungen und gebetet, aber auch gruppenstärkende Spiele stehen auf dem Programm. Es war wirklich sehr beeindruckend zu sehen, wie sich alle von der atemberaubenden Stimmung mitreißen ließen.

 Der Glaube und die Religiosität spielen hier eine sehr große Rolle. Seit ich hier bin werde ich täglich damit konfrontiert. Schon den Kleinsten wird auf eine wirklich mitreißende Art und Weise versucht, den Glaube zu vermitteln und ihnen näher zu bringen. Vor allem in den Monaten November und Dezember wird hier die „Maria Purisima“ sehr verehrt. Die Kinder singen und tanzen, feiern, als würde ein Popstar vor ihnen stehen. Selbst der ungläubigste Mensch muss hier allein durch die ganz besondere Atmosphäre, die mir jedes Mal wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert, angesteckt werden. Es ist jedes mal wieder schön miterleben zu dürfen, wie die Kinder ihr ganzes Herzblut in das Singen oder das Spielen eines Instruments stecken. Dabei spielt keine Rolle, ob man das Instrument, dass man gerade in der Hand hält beherrscht oder nicht, weshalb das Ganze auch alles andere als perfekt oder einstudiert klingt. Das einzige, was zählt ist, dabei zu sein und mitzumachen. Auch im Gottesdienst muss es nicht perfekt, strukturiert und geplant ablaufen. Doch genau diese lockere und ungezwungene Stimmung ist es, die mich jedes mal auf Neue mitreißt.

 Wenn ich anfange, weiter darüber nachzudenken, kommt immer wieder die Frage in mir auf, wie all die Menschen hier, die Tag täglich das Leid der Armut erfahren, manche mehr, andere weniger, ohne jeden Zweifel an dem Glauben an den gütigen Gott festhalten können. Warum die Menschen hier ihren Glauben derartig ausleben, Tag für Tag, wo doch die Existenz Gottes jeden Tag aufs neue bezweifelt werden könnte. Wo dagegen wir, im wohlgenährten Deutschland, durchaus unsere Zweifel hegen und der Glaube nicht eine derartige Rolle in unserem Alltag einzunehmen scheint. Doch ich glaube, dass genau diese Ungezwungenheit, diese besondere Atmosphäre und das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit es sind, die die Menschen ihre Hoffnung nicht aufgeben lässt.

 

Obwohl ich schon viel Spanisch in der kurzen Zeit gelernt haben, habe ich natürlich immer noch Schwierigkeiten, mich zu verständigen. Seit ich gestern mit einem kleinen Mädchen von Mamá Margarita gesprochen habe, bin ich mir aber gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt die richtige Sprache lerne. Weil sie mir geholfen hatte, neue Wörter auf Spanisch zu lernen, wollte ich sie gleich als meine Spanischlehrerin engagieren, doch ich bekam nur zur Antwort, dass sie weder Spanisch noch Englisch noch eine andere Sprache könne. Nur das, was sie eben spreche. Na dann muss ich mir wohl jemand anderen suchen, um Spanisch zu lernen.

Langsam wird alles ein bisschen gewohnter, die Tage, an denen ich Heimweh habe, werden weniger und die Zweifel, ob ich das alles durchziehen könnte, werden durch die vielen schönen Erfahrungen, die ich hier täglich mache, nichtig. All die Menschen, die mich auf meinem Weg zu Mamá Margarita nicht mehr von oben bis unten mustern, sondern mich freundlich grüßen, mir einen schönen Tag wünschen oder mich einfach anlächeln. Die Kinder, die sofort angerannt kommen und mittlerweile sogar meinen Namen wissen. Der Hausmeister, der ein "Guten Morgen" auf deutsch versucht auszusprechen. Es sind die Kleinigkeiten, die ich hier zu schätzen lerne und die mich zum Lachen bringe, die mir zeigen, dass kein Geld der Welt die Herzlichkeit, die ich hier von den Menschen und vor allem von den Kinder zurückbekomme, ersetzen könnte.

Heute war der letzte Schultag vor den Ferien, was bedeutet, dass ich bald eigene Aufgaben im Projekt übernehmen werde. Natürlich besteht auch in den Ferien die Möglichkeit für die Kinder, zum Essen zu kommen. Doch wir wollen auch andere Aktivitäten, wie Englischunterricht, Basteln und Sport, anbieten, um die Kinder davon abzuhalten, auf der Straße herumzulungern. Ich bin wirklich gespannt wie es weitergeht. Da sich hier alles immer in kurzer Zeit ändert, ist Flexibilität gefragt.

 

Bis bald!

 

 

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Zwischenbericht

Hallo ihr!

 

Seit knapp drei Wochen bin ich jetzt hier in Nicaragua. Die anfänglichen Schwierigkeiten mit der Sprache sind zwar immer noch vorhanden, aber ich habe schon viel in der kurzen Zeit gelernt. Die erste Zeit hier ist nicht leicht, geprägt von Heimweh und Missverständnissen aufgrund der Sprache und der verschiedenen Kulturen. Ohne viel Vorwissen und ohne auch nur eine Vorstellung, wie es sein wird, bin ich hier angekommen. Es hat eine Woche gedauert bis ich mich einigermaßen an die Zeitumstellung gewöhnt habe, ein bisschen länger wird es noch mit der Sprache dauern. Aber mittlerweile fühle ich mich hier wirklich wohl und ich kenne mich inzwischen auch ganz gut in der Stadt aus. Ich habe auch schon andere deutsche Volontärinnen kennengelernt, mit denen ich mich über meine Erfahrungen austauschen oder was unternehmen kann. Trotzdem wird es noch ein bisschen dauern bis ich realisiert habe, dass ich für die nächsten Monate hier leben werde.

 

Das Klima hier ist wirklich sehr heiß und teilweise auch noch etwas schwül, doch die Regenzeit geht jetzt langsam dem Ende zu. Obwohl ich schon beim Frühstück schwitzen muss, meinen die Einheimischen hier, dass es echt "frio" ist, weshalb sie teilweise noch lange Klamotten tragen. Aber es ist ja schließlich auch Winter. Im April und im Mai soll es also erst richtig heiß werden. Mal sehen wie ich das überstehen werde.

Das Essen besteht hier zum größten Teil aus Reis und Bohnen, dem Hauptgericht "gallo pinto", das hier wirklich zu jeder Mahlzeit serviert wird, auch zum Frühstück. Ich bevorzuge in der Früh aber eher die leckeren tropischen Früchte, die es hier haufenweise gibt. Ebenso werden hier viel Gemüse und Hähnchen, aber natürlich auch Tortillas und viele Maisprodukte gegessen.

 

Es ist wirklich schlimm, die weit verbreitete Armut hier jeden Tag zu sehen. Ein Junge, der auf der Straße lebt und für sich und seinen Freund um Essen betteln muss. Das Brot, dass ich für die beiden in der Tasche hatte, haben sie schneller verschlungen, als ich bis drei zählen konnte. Mir kullert eine Träne über die Wange, als ich durch ein Viertel laufe, in dem die Häuser wirklich nur noch aus Wellblech und Karton bestehen und in den Augen der Menschen die Verzweiflung um ihre ausweglose Situation zu sehen ist. Überall liegt der Müll auf dem Boden, dreckiges Wasser rinnt die Straße hinunter.

 

Trotzdem erlebe ich hier viel Schönes, was mich mein Heimweh sofort wieder vergessen lässt. Letztes Wochenende hatte ich mit den beiden Mädels aus Österreich die Möglichkeit ein bisschen die Gegend zu erkunden. So sind wir mit dem Bus (Bus fahren ist hier schon ein Erlebnis für sich) zur Laguna de Apoyo, ein See der sich in dem Krater eines Vulkans gebildet hat, gefahren. Ein wunderschöner Ort zum Baden, doch am meisten hat mich die schöne Aussicht auf die Lagune und den Nicaraguasee von dem am Berg gelegenen Ort Caterina umgehauen.

Am Mittwoch bin ich mit den Schwestern zu einem "Retiro" in einem Haus direkt am See, ungefähr eine halbe Stunde von hier mit dem Auto, gefahren. Die Aussicht auf den See und die Isla de Ometepe mit ihren zwei Vulkanen war wirklich wunderschön und genau der richtige Ort, um ein bisschen abzuschalten. Dieses Wochenende habe ich die Möglichkeit mit zwei Schwestern und zwei anderen Jugendlichen auf die Insel zu fahren.

 

Auch wenn es sicher noch einige Zeit dauern wird, bis ich vollkommen hier angekommen bin, bin ich trotzdem sehr froh hier zu sein!

Bis bald

Laguna de Apoyo

Retiro am Nicaraguasee


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Mamá Margarita

 

„ Centro educativo Mamá Margarita“. So heißt die Einrichtung der Don Bosco Schwestern, in der ich in den nächsten Monaten tätig sein werde. Es ist eine Vorschule für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Schon früh wird versucht, die Kinder zu fördern, um ihnen später eine besseres Leben, als das ihrer Eltern ermöglichen zu können.

Der Weg dorthin führt durch ein sehr armes Viertel am Stadtrand, in welchem die Menschen wirklich nur das nötigste zum Leben haben. Die Kinder, die zu Mamá Margarita kommen, sind genau aus solchen Familien, die nicht genügend Geld haben, um ihre meist vielen Kinder dreimal täglich zu versorgen. Deshalb steht auch älteren Kindern aus diesem Viertel die Möglichkeit offen, täglich hier ein warmes Mittagessen, Reis mit Bohnen, zu bekommen. Am Nachmittag bis um drei Uhr gibt es dann noch Hilfe beim Lernen, verschiedene Bastelaktivitäten oder einfach die Möglichkeit zu spielen und so vielleicht die Sorgen des Alltags ein wenig zu vergessen.

 

Da ich noch nicht so gut Spanisch sprechen und verstehen kann, bin ich im Moment noch eher unterstützend tätig, d.h. ich sorge dafür, dass die Kinder beim lernen leise sind und im Klassenzimmer bleiben, ich kontrolliere ihre Aufgaben und helfe beim Essen verteilen oder bei anderen Dingen, die noch so anfallen. Später wird es meine Aufgabe sein, den Kindern ein wenig Englisch beizubringen, weil es immer wichtiger wird, diese Sprache zu beherrschen, um die außenwirtschaftliche Situation in Nicaragua zu verbessern und voranzutreiben.

Schon an meinem ersten Tag bei Mamá Margarita sind die Kinder sofort zu mir her gerannt und auf mich drauf gesprungen. Sie sind sehr anhänglich und verfolgen mich auf Schritt und Tritt. Leider kann ich nicht immer genau verstehen was sie mir sagen, schon gar nicht wenn alle gleichzeitig auf mich einreden. Aber mit den Kindern ist alles so viel unkomplizierter. Sie sind total geduldig mit mir und sagen, wenn es sein muss, eine Sache auch fünfmal, weshalb ich sehr viel von ihnen lernen kann. Auch ist es ihnen egal wenn ich sie nicht versteh, spielen kann man auch ohne viel zu reden.

 

Im Dezember und im Januar sind für alle Kinder hier Sommerferien. Allerdings wird Mamá Margarita trotzdem offen sein, um den Kindern weiterhin die Möglichkeit einer warmen Mahlzeit am Tag zu bieten. Auch Aktivitäten am Nachmittag werden durchgehen vorhanden sein. Was das für mich bedeutet und welche Aufgaben ich in der Zeit übernehmen werde, weiß ich noch nicht so genau. Ich bin sehr gespannt, was hier weiterhin auf mich zukommen wird.

Aber jetzt freu ich mich erst mal auf meinen Besuch am Wochenende. Zwei Mädels aus Österreich, die ebenfalls in anderen Teilen von Nicaragua einen Freiwilligendienst machen, kommen mich besuchen.

 

Hasta luego!

 

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Erste Eindrücke

Hola!

 

Endlich kann ich meine ersten Eindrücke von hier mit euch teilen.

Meine Laptoptastatur hatte schon am zweiten Tag keine Lust mehr, deswegen hat es so lange gedauert. Ich schreibe jetzt mit einer angesteckten Tastatur, bei der allerdings ein paar Buchstaben fehlen, aber was solls, besser wie nichts ;)

 

Ich wurde sehr freundlich von allen empfangen, die Menschen hier sind wirklich gastfreundlich. Mir ist nicht schwer anzusehen, dass ich nicht aus diesem Land bin, im Gegenteil: dank meinen blonden Haaren und meiner hellen Hautfarbe pfeifen die Männer mir hinterher und draußen auf den Straßen werde ich von oben bis unten gemustert, als wäre ich von einer anderen Welt.

Bin ich vielleicht auch. Keiner, der das nicht mit seinen eigenen Augen gesehen hat, kann sich das wilde Treiben auf den Straßen, die schönen Landschaften, die temperamentvolle Art der Menschen, aber auch die Armut, die hier herrscht, vorstellen.

 

Auf den Straßen herrscht viel Verkehr. Autos, Fahrräder, "coches", Lastwägen und Busse. Viel Verkehr, aber keine Regeln, so scheint es zumindest. Wenn ein Fahrradfahrer, ein Fußgänger oder ein anderes Auto im Weg sind: einfach Hupen. Wer nicht auf die Seite geht, hat eben Pech gehabt. Aus den Taxis, die hier ein beliebtes Fortbewegungsmittel sind, schallt laut lateinamerikanische Musik, die Häuser sind sehr bunt und die Menschen scheinen, trotz der großen Armut,  friedlich und lebensfroh. Wenn man allerdings weiter an den Stadtrand gelangt und die Häuser weniger aus Ziegel als aus Wellblech und Holz bestehen, sieht man den Menschen den geringen Lebensstandard an.  

 

Ich werde in einer Grundschule in einem solchen, sehr armen Viertel Englisch Unterrichten. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie mein Alltag hier sein wird. Noch ist alles ganz neu und spannend, teils auch ungewiss. Ich muss mich erst an die neue Umgebung, das sehr heiße Klima und die Kultur gewöhnen. Auch werde ich hoffentlich möglichst schnell Spanisch lernen, weil das im Moment noch eine große Hürde ist. Allerdings sind die Schwestern hier sehr rücksichtsvoll und helfen mir viel. Mir war bewusst, dass die erste Zeit hier nicht leicht werden würde. Aber ich konnte mir im Voraus nicht ausmalen, wie schwer es am Anfang sein wird. Im Moment bin ich geprägt von einerseits vielen neuen und schönen Eindrücken, allerdings fehlt auf der anderen Seite auch das Gewohnte, zu dem ich mich zurückziehen kann, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten.

 

Hasta luego

Julia

 

Ps: In mein Album werde ich immer wieder aktuelle Fotos hinzufügen, um einen besseren Einblick von hier zu geben.

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Angekommen!

 

Hallo Ihr!

 

Gestern war es nun endlich soweit. Meine Reise nach Nicaragua hat begonnen!

 

Meine Eltern und meine beste Freundin haben mich an den Flughafen gebracht.

Nach einem ewig langen Flug nach Houston, musste ich mich erst einmal einigen Kontrollen unterziehen, wobei ich immer lange anstehen musste, und ich hasse warten!

Es folgte ein turbulenter Flug nach Managua. In der ganzen Zeit, in der ich unterwegs war, hab ich viele nette und hilfsbereite Menschen getroffen, wodurch meine Sorgen vor dem Flug völlig unberechtigt wurden. Alles lief nach Plan und ich bin um halb 4 nachts (deutscher Zeit) endlich in Managua angekommen. Mich haben zwei Schwestern freundlich empfangen und wir sind mit dem Auto weiter nach Granada gefahren. Dort bin ich gleich tot müde in mein Bett gefallen.

 

Hasta luego!

 

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Los geht's!

Hallo!

 

Morgen ist es endlich soweit, mein Abenteuer nach Nicaragua beginnt! Meine Sachen sind gepackt und alles wichtige ist erledigt.. hoffentlich.

 

Ich bin total aufgeregt und echt gespannt auf alles, was mich in den nächsten Monaten erwarten wird.

 

Nachdem ich schon erste Fotos aus Nicaragua bekommen habe und die Schwester noch einmal betont hat, dass sie sich sehr auf mich freuen und mich am Flughafen abholen werden, steigt die Vorfreude und die Sorge, ob alles gut laufen wird, wird etwas kleiner.

 

Ich freu mich, euch schon bald von dort berichten zu können.

 

Liebe Grüße

Julia

 

 

 

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Noch in Deutschland

Hallo ihr Lieben,

 

hier werde ich in Zukunft alles über meine Zeit in Nicaragua berichten.

Meine Reise beginnt am 1. November, also in knapp zwei Wochen. Alles, was vorher erledigt und besorgt werden muss, hab ich schon gemacht. Jetzt fehlt nur noch mein Koffer... die erste große Herausforderung. ;)

 

Einerseits kann ich es gar nicht mehr erwarten bis es endlich losgeht und bin sehr gespannt, was alles auf mich zukommen wird. Auf der anderen Seite  bin ich auch echt aufgeregt und habe natürlich auch Angst. Der erste Flug in meinem Leben ( und dann gleich so weit), alleine in einem fremden Land, eine andere Sprache, die ich nicht spreche, aber hoffentlich schnell lernen werde, viele neue Eindrücke, die ich erst einmal verdauen muss. Mir schwirrt viel im Kopf herum und ich denke oft, wie es sein wird, aber es ist wahrscheinlich unmöglich sich ein passendes Bild dazu zu machen.

 

Ich freue mich trotzdem sehr und hoffe euch bald viel Neues und Spannendes aus einer ganz anderen Welt berichten zu können.

 

Eure Julia

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