Frohe Ostern!

 

„Ich glaube, die einfache Tatsache zu leben beinhaltet schon eine Verpflichtung, etwas für die Zukunft zu tun, für die, die nach uns kommen. Wenn wir Flugzeuge bauen können, Unterseeboote, Satelliten, dann sollten wir auch fähig sein, die Welt, die uns umgibt, so zu verändern, dass alle würdig leben können. Es ist, finde ich, so gut wie unvorstellbar, dass in unserem technologischen Zeitalter Menschen an Hunger sterben, nie einen Arzt aufsuchen können...“

 

Kein Strom oder fließendes Wasser, Plumpsklo, zum „duschen“ an eine kleine Quelle nahe des Flusses, kein Internet, weit entfernt von der nächsten Stadt. Für die Meisten in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellbar. Für mich eine wirklich bereichernde Erfahrung in der letzten Woche. Und für die Menschen dort der ganz normale Alltag.

 

Nachdem wir am Anfang der Woche noch alles vorbereitet und zusammengepackt haben, sind wir Mittwoch in der Früh mit dem Bus los nach Juigalpa gefahren. Wir, eine Freundin von mir, zwei Religionslehrer und andere Jugendliche. Wir haben uns auf den Weg in einen der ärmsten Teile Nicaraguas gemacht, um dort mit den Menschen gemeinsam die Ostertage zu verbringen. In Juigalpa haben wir uns aufgeteilt und sind in kleinen Pickups weiter in die Berge gefahren. Das letzte Stück haben wir zu Fuß bewältigt. Das Klima dort war spürbar kühler, weshalb wir durch eine schöne grüne Berglandschaft gewandert sind. Wir wurden herzlich mit einem leckeren Abendessen von einer Familie dort empfangen. Die erste Nacht war wirklich alles andere als erholsam. Aus Platzmangel haben Lea und ich zu zweit in einem Feldbett geschlafen und trotz meiner drei T-Shirts und zwei Hosen habe ich immer noch gefroren. Nachdem wir uns am nächsten Tag in der Früh mit sehr kaltem Wasser aus einer Quelle gewaschen haben und uns mit frischer Milch und Reis mit Bohnen gestärkt haben, sind wir los, um einige der Dorfbewohner zu besuchen und zu den Feierlichkeiten zu Ostern einzuladen. Die Häuser liegen alle weit entfernt, weshalb wir wirklich viel gewandert sind. Am Freitag sind wir den Kreuzweg bis zur Kapelle gegangen, um dort gemeinsam einen Wortgottesdienst abzuhalten. So emotionale unser Treffen mit den Menschen am Freitag war, so voller Freude und Energie war die Feier am Samstag, mit Spielen für die Kinder, Liedern, der Feier der Osternacht und einem gemeinsamen Abendessen. Auf dem Heimweg konnten wir ein letztes Mal tausende von Sterne am Himmel bestaunen, bevor wir zu den Lichtern der Stadt zurückgekehrt sind.

 

Das Leben der Menschen dort ist auf das Minimum reduziert, jeder hat ein paar Hühner, Kühe und Schweine, um von den Produkten der Tiere zu leben, Obstbäume und Gemüsebeete bieten den anderen Teil der Nahrung. Reis und Bohnen gibt es aber natürlich trotzdem zu jeder Mahlzeit. Die Zeit mit den Menschen dort war kurz aber wirklich intensiv, weshalb der Abschied schwer gefallen ist. Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte diese Erfahrung zu machen. Selten habe ich eine so aufrichtige und ehrliche Freundlichkeit erlebt. Das bisschen, dass sie besitzen, teilen sie auch noch mit ihrem Nächsten. „Was wäre unsere Hoffnung, wenn wir unseren Glauben nicht hätten“ Die Menschen, die allen Grund haben ihren Glauben zu verlieren, halten so stark daran fest, schöpfen daraus Hoffnung. Und wir, die wir alles haben, finden immer wieder Gründe nicht zu glauben oder es anzuzweifeln. Wir sind dort hingefahren, um den Menschen etwas von uns zu geben, um ihnen schöne Ostertage zu bereiten. Doch habe ich das Gefühl, dass die Menschen dort mich um einiges mehr bereichert haben. Bereichert um die Erfahrung, in derartig einfachen Verhältnissen zu Leben, fasziniert von dem starken und aufrichtigen Glauben der Menschen, dankbar für die Freundlichkeit, die wir erfahren haben. Vier Tage, die mir neue Denkanstöße gegeben haben, die mich in meinem weiteren Leben begleiten werden.

 

 

 

In den letzte Wochen war wirklich viel los, vor Ostern war meine Mama zu Besuch und ich hatte die Möglichkeit mit ihr ein bisschen zu reisen. Für mich war es schön auch andere Teile von Nicaragua zu sehen, vor allem der Flug auf die Corn Islands über Nicaragua hat mich sehr fasziniert. Aber es war auch gut, ein wenig Abstand von meinem Alltag dort zu bekommen, um alles zu reflektieren und aus der Ferne zu betrachten. Umso mehr habe ich mich gefreut, meine Kinder nach den Ferien wieder zu sehen. Allerdings ist die Zeit dadurch noch schneller verflogen und ich konnte kaum glauben, dass ich dieses Wochenende schon wieder an die Grenze fahren musste, um mein Visum zu erneuern.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Brigitte Platzer (Samstag, 29 April 2017 19:13)

    Liebe Julia,

    evtl. erinnerst du dich noch an uns, die Familie Platzer aus München. Evtl. denkst du auch noch an die Urlaube mit deinen Eltern und Florian in der Toscana.

    Bianca und ich verfolgen deine Erlebnisse und wir sind total begeistert von deinen Eindrücken. Wir bewundern deinen Mut diese 8 Monate durchzuziehen. Diese Erfahrungen werden dein ganzes weiters Leben prägen.

    Wir denken an dich

    Brigitte, Arno und Bianca Platzer

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