Besuch aus der Heimat

 

Bericht von meiner Mama über ihren Besuch

 

Am Donnerstag, den 16. März 2017, bin ich voller Vorfreude, aber auch mit ein bisschen Aufregung in München losgeflogen. Ich bin diese Reise angetreten, um Julia zu besuchen, um zu sehen wie sie in Granada lebt, wie ihr Alltag aussieht und von welchen Menschen sie umgeben ist. Aus ihren Erzählungen wollte ich mit zu Hause immer ein Bild zusammenbasteln, aber sie meinte immer, dass man sich das nicht vorstellen kann. Jetzt weiß ich, dass sie recht hatte! Als ich hier ankam war die Wiedersehensfreude groß und ich wurde von allen sehr herzlich empfangen. Am Freitag (nachdem ich versucht hatte ein bisschen zu schlafen – die Zeitumstellung

 

hat mich ganz schön aus dem Rhythmus gebracht) hat Julia mir dann am Nachmittag Granada, ihre Stadt, gezeigt. Nachdem ich hier nachts völlig übermüdet angekommen bin, hatte ich noch nicht so viel mitbekommen. Aber schon als wir am ersten Tag aus der Tür auf die Straße gingen, habe ich gemerkt, dass ich wirklich in einer andern Welt gelandet bin. Die Straßen waren voll von Pferdegespannen, Taxis, Bussen und Fahrrädern, von denen jeder versucht sich durch lautes Hupen gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern durchzusetzen. Der Lärm und die Hektik draußen sind wirklich gewöhnungsbedürftig. In der Stadt waren wir dann zuerst auf dem Markt. Den muss man gesehen haben, obwohl es mir an diesem Tag lieber gewesen wäre, ich hätte ihn nicht gesehen. Enge Gänge, nicht sehr angenehmen Gerüche, Fleisch und Käse liegen offen herum, die Verkäuferinnen versuchen sehr aufdringlich ihre Ware, von Obst und Gemüse über Schuhe bis hin zu Handys, loszuwerden. Genauer will ich dass jetzt aber nicht erläutern. Nach dem ersten Kulturschock sind wir weiter ins Zentrum von Granada, wo die schöne Kathedrale, der Park und der See mir wieder eine ganz andere Seite gezeigt haben.

 

Die nächsten Tage zeigten mir, dass der Alltag von Julia für mich eine Herausforderung ist. Mir wird vor Augen geführt, wie schwer der Anfang für sie hier gewesen sein muss. Neben ihr absolvieren hier in Granada noch einige andere Mädels ihren Freiwilligendienst. Ich kann nur sagen, dass ich großen Respekt vor ihrem Mut und ihrer Einstellung zum Leben hier habe. Für mich ist es selbst jetzt nach fast drei Wochen immer noch schwer mich auf dieses Land mit seinen Gegensätzen einzulassen. Nachdem ich mit Julia bei den Kindern von Mama Margarita war und ihren Tagesablauf dort miterlebt habe, ist mir klar geworden, dass die Arbeit mir den Kindern auf der einen Seite sehr herzlich, auf der anderen Seite aber auch eine große Herausforderung ist. Weil die Schule in einem sehr armen Teil der Stadt liegt, wurde mir dort die Armut deutlich vor Augen geführt.

 

Nach einer Woche in Granada sind wir losgezogen, um uns Leon und die Corn Islands anzusehen. Bei den Bussen habe ich schon meinen zweiten Kulturschock bekommen. Ein Bus fährt erst los wenn er voll ist. Allerdings ist „voll“ hier ein relativer Begriff, denn einer mehr geht immer noch rein. Die Fahrt nach Leon war landschaftlich wirklich sehr beeindruckend. Die Stadt selbst war, außer der Kathedrale, auf deren Dach man nur ohne Schuhe darf, nichts besonderes. Von Leon aus sind wir für einen Tag an die Pazifikküste gefahren, wo der Strand und die Natur wirklich noch unberührt sind. Weiter ging es auf die Corn Islands, zwei kleine Inseln nicht weit von der Karibikküste. Doch selbst hier, auf dieser wunderschönen Insel, prallen wieder diese Gegensätze aufeinander, die mich diese Zeit dort nicht so unbeschwert, wie es eigentlich hätte sein sollen, genießen ließen. Mittlerweile sind wir wieder in Granada und für Donnerstag ist mein Rückflug gebucht. All die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, sei es die Hilfsbereitschaft, die Freundlichkeit, die Lebensfreude der Menschen, aber auch meine eigenen Grenzen, werde ich erst zu Hause richtig verarbeiten und realisieren können.

 

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